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EIN BLICK ZURÜCK

 

Im 16. Jahrhundert war es um die religiöse Lage der Innerschweiz nicht zum Besten bestellt. Die Folgen der Glaubensspaltung äusserten sich in gegenseitigen politischen Spannungen und wirtschaftlich waren die katholischen Stände gegenüber den evangelisch-reformierten Kantonen im Nachteil. Die Kirche galt als in hohem Masse verweltlicht. Ritter Melchior Lussi (1529 – 1606), seit 1561 mehrmals Landammann von Nidwalden, verschrieb sich darum ganz der Kirchenreform. Er berief die Kapuziner nach Nidwalden.

 

Erster, gescheiterter Versuch

 

Ein erster Versuch, in Nidwalden auch ein Frauenkloster zu errichten, fällt in die Zeit von 1593 bis 1609. Die älteste Klosterchronik, 1630 geschrieben vom Schwiegersohn Melchior Lussis, Landammann Kaspar Leuw (1575 – 1654), berichtet, dass sich 1593 zwei «Laienschwestern» auf der «Hueb» niederliessen und Mädchen zu unterrichten begannen. Schülerinnen drängten sie, eine klösterliche Gemeinschaft zu bilden. Ritter Melchior Lussi, der schon 1584 den Grundstein zum Kapuziner-Kloster gelegt hatte, schien gewillt zu sein, auch ein Frauenkloster zu bauen. Die Frauen waren in ihrer Begeisterung nicht zu bremsen und begingen den Fehler, ohne Zustimmung der Obrigkeit eine Tochter in feierlichem Zeremoniell aufzunehmen. Die Regierung antwortete mit Tadel und löste die Gemeinschaft auf der Hueb auf. Die tüchtigen Lehrerinnen wollte man jedoch nicht missen, und so wurde 1609 die Schule für Mädchen in einem Haus an der Mürgg weitergeführt.  

 

Zweiter, erfolgreicher Versuch

 

Das Schwesternpaar Katharina und Maria Gut, die in der Mürgg tätig waren, äusserten den Wunsch, ihr ererbtes Vermögen zur Gründung eines Frauenklosters in Stans verwenden zu dürfen, ansonsten sie das Land verlassen würden, um einer Gemeinschaft beizutreten. Am 21. März 1615 wurden die beiden Schwestern Gut in der Pfarrkirche vom päpstlichen Nuntius in feierlicher Weise als Schwestern Klara und Agnes eingekleidet. 1617 legten sie Profess ab. Die Landsgemeinde bewilligte 1618 eine klösterliche Gemeinschaft. 1622 wurde die Gründerin Schwester Katharina Gut in der ersten kanonischen Wahl Frau Mutter, 1625 bestätigte Papst Urban VIII. (1568 – 1644, Papst seit 1623) feierlich die Statuten der «Schwestern der Dritten Regel des hl. Franziskus». Kurz zuvor waren die Schwestern in ihr eigenes Kloster am heutigen Standort eingezogen.

 

Erste Blütezeit

 

Nach anfänglichen Schwierigkeiten und Prüfungen begann sich die junge Gemeinschaft Mitte des 17. Jahrhunderts erfolgreich zu entfalten. 1658 zählte der Konvent schon über vierzig Schwestern. 1674 konnten endlich die Brüder Kapuziner das Amt des Visitators bei den Schwestern übernehmen. Seither wurden die Bande zwischen den Schwestern und Brüdern des hl. Franziskus enger. Den Dorfbrand von 1713 überstand das Frauenkloster ohne Schaden. Die schützende Hand wurde dem hl. Prosper, dem Katakombenheiligen des Klosters, zugeschrieben. Die Schwestern verdienten ihren Lebensunterhalt durch die landwirtschaftliche Nutzung ihres Bodens, durch ihre Tätigkeit in der Mädchenbildung und durch ihre hohe Fertigkeit im Herstellen von sogenannten Klosterarbeiten. Die wachsende Gemeinschaft bedurfte mehr Wirtschafts- und Schulräume und erstellte darum einen grösseren Anbau, der 1730 bezogen werden konnte.

 

Die Schreckenstage von 1798

 

Beim Einbruch der Franzosen in Nidwalden 1798 erlebten die Schwestern Schreckenstage. Sie wurden drangsaliert und viele wertvolle Gegenstände von Soldaten und Dieben gestohlen. Es war den Kapuzinern zu verdanken, dass nicht mehr passierte. Das 1730 errichtete Nebengebäude des Klosters diente dem helvetischen Militär als Quartier. Kurze Zeit wirkte auch Heinrich Pestalozzi (1746 – 1827), der sich im Auftrage der Helvetischen Regierung der Waisenkinder annehmen sollte, in diesen Räumen. Das Nidwaldner Volk akzeptierte den reformierten Sonderling nicht, und so war seine Zeit nur von kurzer Dauer. 1799 dienten die Räume wieder der Einquartierung von Soldaten. Die helvetische Regierung wünschte sogar die Aufhebung des Klosters und empfahl den Schwestern den Austritt. Alle Schwestern blieben. Trotz des Durchhaltewillens war die Gemeinschaft aufgerieben.

 

Zweite Blütezeit

 

Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts vermochte sich das Kloster aus eigener Kraft wieder zu konsolidieren und es erlebte bis Mitte des 20. Jahrhunderts seine wahre Blütezeit. 1850 betraute der Schulrat die Schwestern mit der Führung der neu gegründeten Mädchenschule. Die erfreuliche Entwicklung der Schule liess den Gedanken an die Gründung eines eigenen Institutes reifen, was im Herbst 1867 verwirklicht wurde. Mit 16 Schülerinnen begann man im Nebengebäude mit dem Schulbetrieb und schrieb damit die erste Seite der bedeutenden Institutsgeschichte. 120 Jahre – bis 1988 – waren die Schwestern zu St. Klara intensiv im Schuldienst engagiert. Aus der Dorfschule zogen sich die Schwestern schon 1970 zurück. Einzelne Schwestern waren immer schon Stickkünstlerinnen und sie stellten auch Kirchengewänder her. Im 20. Jahrhundert erhielt das Kloster St. Klara aber einen internationalen Namen wegen der Paramentenkunstwerkstatt von Sr. Augustina Flüeler. Mit innovativer Schaffenskraft wagte die Künstlerin den Schritt weg vom rein dekorativen nur aus «zwei Lappen» (Worte von Sr. Augustina) bestehenden liturgischen Kleid zur eigentlichen sakralen Gewandung. 1954 wurde ihr Schaffen im Rahmen einer internationalen Ausstellung für moderne kirchliche Kunst in Wien mit der goldenen Medaille ausgezeichnet. 1973 zwangen aber das hohe Alter der Leiterin und der grosse Arbeitsaufwand die Türen der Werkstatt zu schliessen.

 

Dienst und Aufgaben heute

 

Wie alle Klöster in den Industrieländern spürt auch St. Klara den Rückgang an Berufungen. Die Gemeinschaft zählt heute 12 Schwestern und eine Postulantin. Ein ähnlicher Tiefstand war in der Geschichte schon einmal 1823 zu verzeichnen. Das Kloster konzentriert sich heute auf seine wesentliche Bestimmung und stellt sich als betende Gemeinschaft den Nöten nah und fern. Einzelne Schwestern sind auch auswärts in der Seelsorge tätig, aber das tägliche Arbeiten im Haushalt, im Garten, in der Krankenpflege und Klosterverwaltung dient vor allem der Gemeinschaft. Trotz dieses notgedrungenen Rückzugs wirken die Schwestern nach aussen: Sie verwenden besondere Sorgfalt in der Gestaltung des Sonntagsgottesdienstes und öffnen das Vespergebet regelmässig einem breiteren Kreise. Frauen sind eingeladen, mit den Schwestern eine Zeitlang Gebet, Tisch und zum Teil auch Arbeit zu teilen. Das Kloster kennt offene Zeiten und begleitet suchende Menschen. Zudem leisten die Schwestern Seelsorge-Dienste an der Pforte, am Telefon, sogar im Internet und vor allem in den vielen Bitten um Gebetsunterstützung. Der Gebäudetrakt des ehemaligen Instituts ist heute vermietet. Diese Einnahmen dienen dem Lebensunterhalt der Gemeinschaft. Den Bauernhof bewirtschaftet eine Pächterfamilie. Die Kapuzinerinnen von St. Klara leben auch heute wie früher zurückgezogen in der Kontemplation und doch mitten in der Gesellschaft solidarisch in der Aktion. Das franziskanische «pace e bene» ist nach innen wie nach aussen stets Programm.


Marita Haller-Dirr


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